Nordhessische … Der »Generationenvertrag« lebt

Abstract

Die gesetzliche Rente wird immer wieder zum Auslaufmodell deklariert, zumindest reiche sie angeblich in Zukunft nicht mehr, weshalb die Rente (zum Teil) Kapitalmarkt-gedeckt sein müsse. Doch die Mackenroth-These gilt unabhängig von der gewählten Rentenform: Die aktuell arbeitende Generation erwirtschaftet die aktuelle Rente – ob bei der gesetzlichen Rente, dem Kapitalmarkt oder anderen Anlageformen.

Die Mackenroth-These

Wikipedia zitiert die Mackenroth-These aus einer Schrift aus dem Jahr 1952:

[…] aller Sozialaufwand [muss] immer aus dem Volkseinkommen der laufenden Periode gedeckt werden muß. Es gibt gar keine andere Quelle und hat nie eine andere Quelle gegeben, aus der Sozialaufwand fließen könnte, es gibt keine Ansammlung von Periode zu Periode, kein ‚Sparen‘ im privatwirtschaftlichen Sinne, es gibt einfach gar nichts anderes als das laufende Volkseinkommen als Quelle für den Sozialaufwand […] Kapitalansammlungsverfahren und Umlageverfahren sind also der Sache nach gar nicht wesentlich verschieden.

Sparen gibt es in dem Sinne nicht, weil das Geld nicht einfach „gebunkert“, sondern „angelegt“ wird, d. h. es wird aktuell investiert, damit in der Zukunft Zinsen oder eine Dividende anfallen. Diese Dividende wird über die Laufzeit allerdings von der bzw. den arbeitenden (oder anderweitig zahlenden) Generationen dann jeweils erwirtschaftet. Das ist von der Funktionsweise analog zum Umlageverfahren der gesetzlichen Rente.

In Beispielen

Aktien & Co

Da sich Kursgewinne nur beim Verkauf von Aktien und damit dem Abschmelzen des Kapitalstocks realisieren lassen, ist die Spekulation darauf keine langfristige Strategie für eine Rente: Wenn die Aktien verkauft sind, sind sie Weg und das Geld ausgegeben.

Hält man Aktien wegen der Dividende als Einkommensart, ist die Gültigkeit der Mackenroth-These offensichtlich, denn die aktuell ausgezahlte Dividende wird von den aktuell arbeitenden Mitarbeitern des Unternehmens erwirtschaftet. Das ist damit praktisch analog zum Umlageverfahren. Hält man (oder einen Rentensystem) auch internationale Aktien, erarbeitet die aktuell arbeitende Generation in einem anderen Land die aktuell ausgezahlte Rente – man kann somit also einen „globalen Generationenvertrag“ realisieren, der in der Lage sein kann den „demografischen Faktor“ zu kompensieren.

Fondsanlagen für Güter, Immobilien, …

Diese können analog zu Aktien betrachtet werden, wobei hier die Dividende oft deutlich stärker im Vordergrund steht als der spätere Veräußerungsgewinn. Im Falle von Beteiligungen an Immobilien ist der „Generationenvertrag“ wiederum offensichtlich: Die aktuell arbeitende und Miete zahlende Generation erwirtschaftet bzw. zahlt die Dividende/aktuelle Rente. Die Einzahlungen in die Rente können dann als Investition zum Bau von Immobilien verwendet werden.

Wie aus einem Architekturführer 2010-2020: Die Hamburger Hafencity – mit vielen schönen und leer stehenden Wohnungen.

Weitere Aspekte

Vertriebs- und Verwaltungskosten

Da die bisher angebotenen kapitalgedeckten Rentenversicherungen, vor allem die so genannte „Riester-Rente“, wegen der Vertriebs- und Verwaltungskosten sowie des Profitstrebens der Versicherungsgesellschaft inhärent ineffizient sind, spricht vieles für ein gemeinwohlorientiertes Rentensystem. Es kann auch für einen Ausgleich zwischen den Teilnehmern sorgen, indem es alle am allgemeinen Wohlstand und Zugewinn der Volkswirtschaft teilhaben lässt.

Spekulation

Dieses Phänomen lässt sich auf einem unregulierten Markt kaum vermeiden, treibt allerdings die Preise und schmälert unter Umständen die Rendite/Rente: Immobilienspekulation, wie die derzeitige Blase, verteuern massiv den Erwerb von Grundstücken und Immobilien, d. h. es muss ein größerer Teil der Renteneinzahlungen für eine gleich bleibende Menge an Objekten aufgewendet werden. Gleichzeitig ist der zu erwartende Ertrag (außer vielleicht bei Luxusimmobilien) nicht unbegrenzt – die Zahlungsfähigkeit der Mieter:innen limitiert die Mieteinnahmen. Hat man nun „zu teuer“ angelegt (gekauft oder gebaut), verlängert dies die Zeitspanne bis zur Amortisation und das schmälert die tatsächliche Rentenauszahlung.

Beim „Platzen“ solcher Spekulationsblasen wird zudem das eingezahlte Geld aus dem Rentensystem geleitet und steht hier nicht mehr zur Verfügung. Um ein definiertes Rentenniveau halten zu können, wäre hier ein staatliches Eingreifen oder Zuschüsse nötig. Und das kennen wir auch schon vom umlagefinanzierten Rentensystem und dem demografischen Wandel.