Nordhessische … Deutsch-Türkisches Verhältnis – ein Déjà-vu

Deutsch-Türkisches Verhältnis – ein Déjà-vu

Abstract

Zur Zeit wird wieder viel über das Deutsch-Türkische Verhältnis gesprochen, über Demokratie, Heimat und Integration. Während von beiden Seiten unter Anderem geschlossene Gesellschaften kritisiert werden, fällt der Blick zurück auf einen Artikel von 2009. Und „obwohl“ es dort um interkulturelles Lernen an einer Berufsschule geht, finden sich einige Punkte, die auch in der aktuellen Debatte um Integration wichtig sind.

Interkulturelles Lernen: „Große Texte von kleinen Leuten“

Unter diesem Titel veröffentlichte Nordhessische.de im November 2009 eine Buchrezension mit den Ergebnissen einer Projektwoche zum Thema Interkultureller Dialog und Lernen.

Hinter der Idee für die Projektwoche steckt die Frage: „Was machen Mehmet und Ayse eigentlich, wenn sie nach Hause gehen?“ Gestellt im Kollegium der Reuter-Schule stellte man schnell fest, dass man wenig über die Lebenshintergründe der vielfältigen Schülerschaft wusste, die aus über 30 Nationen stammt.[…] Spannend an der Ausgangsfrage ist die Tatsache, dass die Schüler definitiv „in zwei Welten“ unterwegs sind: In ihrer familiären sowie schulischen Welt. Wir werden im folgenden noch zu dem Schluss kommen, dass […] die Sprache als roter Faden zur Integration dient. Wobei Integration natürlich nicht einseitig ist, sondern von beiden Parteien ausgeht.

Schwierige Integration

Interessant ist, dass auffällig viele der junge Menschen mit türkischen Wurzeln im Buch ein gespaltenes Verhältnis zur bundesrepublikanischen Gesellschaft haben. […] [Die] Gründe […] sind […] vor allem die Vorbehalte der Mehrheitsgesellschaft, die diese Menschen immer noch viel zu oft spüren lässt, dass sie Fremde in ihrem Geburtsland sein sollen, sprich der alltägliche Rassismus in Deutschland. „Geh zurück in dein Land“ – dieser Satz klingt da wie Hohn denen gegenüber, die hier geboren sind, die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen und oftmals besser die Landessprache als diejenigen beherrschen, die solche Sätze sagen.

Und nun vergleiche man dies mit Anwürfen aus der aktuellen Debatte: Wie vielen Türkischstämmigen schallt nicht auch dieses „Dann geh doch (nach drüben)!“ entgegen? Natürlich ist die Situation angesichts der zur Abstimmung stehenden Verfassungsreform eine andere, aber die Forderung an sich bleibt die gleiche – und damit auch ihre Problematik für die Betroffenen: Wo bzw. was ist die Heimat und warum stellen „die Deutschen“ diese in Frage?

Und noch ein Déjà-vu

Bei verschiedenen Diskussionen mit türkisch-stämmigen Menschen fiel ein bereits anderweitig bekanntes Verhalten auf:

Wenn man diese beiden Texte – die ursprünglich über Anhänger der AfD geschrieben worden sind – im aktuellen Kontext betrachtet, fallen die Ähnlichkeiten im gesellschaftlichen Hintergrund sowie im öffentlichen Auftreten auf. Wir haben es also mit dem gleichen gesellschaftlichen Phänomen zu tun, obwohl es zum Teil ganz unterschiedliche Gruppen sind.

Und in beiden Fällen geht es nicht nur um eine autoritäre Politik im Hintergrund, die „die Verhältnisse wieder geraderücken soll“, sondern man fragt sich als aufgeklärter und abgeklärter Mensch, wo die Coolness bleibt.