Nordhessische … Kunsthochschule Kassel: Wer demonstriert für was?

Kunsthochschule Kassel: Wer demonstriert für was?

Abstract

Kassel (rd) – Nachdem wenige Tage zuvor bereits ein Artikel in der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“ auf die Studiensituation an der Kunsthochschule Kassel (khs) hinwies, fand am 3. Februar eine Demonstration von etwa 100 Kunststudierenden statt. Ziel war das Gebäude der Universitätsverwaltung, die als übergeordnete Aufsicht die Wiederbesetzung von Professuren verhindert hat. Grund dafür seien formal nicht korrekte Berufungsverfahren.

Aktuell sind nach einer Pressemitteilung der Universität Kassel mindestens vier Professuren vakant. Zwei davon können noch in diesem Semester berufen werden, sofern der Schwerbehindertenbeauftragte den Kandidaten zustimmt. Dessen Zustimmung steht auch für die anderen beiden offenen Stellen aus, die dann allerdings frühestens zum Wintersemester ihren Dienst an der khs antreten könnten. Weshalb die Stellen bislang nicht schon besetzt worden sind, lässt die Pressemeldung aus, allerdings könnte man zum Schluss kommen, dass möglicherweise das Votum des Schwerbehindertenbeauftragten in den Berufungsverfahren zu kurz kam.

„kopflose Situation“

Ebenfalls unbesetzt ist aktuell das Rektorat der khs. Der Arbeitsvertrag mit der bisherigen Professorin und Rektorin Karin Stempel war von der Uni nicht mehr verlängert worden, was in Teilen der khs bereits Ende 2008 als drohende „kopflose Situation“ bezeichnet worden ist. Mittlerweile ist ein Nachfolger berufen worden, der allerdings noch nicht eingestellt werden konnte, da Stempel vor dem Kasseler Verwaltungsgericht wohl für eine Vertragsverlängerung streitet, die ihr möglicherweise den Status einer Beamtin auf Zeit bescheren könnte. Nach internen Querelen während Stempels Amtszeit dürfte die Unileitung indes auf den Nachfolger hoffen, der allerdings erst berufen werden kann, sobald Rechtssicherheit herrscht.

An der khs setzen indes einige auf eine Rückkehr der ehemaligen Rektorin, wie auch auf der Demonstration der Studierenden zu erfahren war. Plakate (siehe Bildergalerie) und Berichte von Demoteilnehmern zeugen von einem großem Unbehagen gegenüber der „kopflosen Situation“. Dabei ist die khs mit ihren stellvertretenden Rektoren und dem Rektorats-Referenten keineswegs „kopflos“. Ein besonderes Verhältnis zur khs wäre bei ihrem Referenten Helmut Zimmermann durchaus denkbar, der nach den veröffentlichten Publikationen zur Reorganisation der damaligen Gesamthochschule Kassel maßgeblich am Aufbau der khs als teilautonomer Hochschule in der Uni Kassel beteiligt war.

Streitpunkt offenbar Teilautonomie

Vieles deutet darauf hin, dass der personelle Aderlass der khs und einiges an zerbrochenem Porzellan zwischen khs und Uni auch mit dem seit einigen Jahren andauernden Streit um die Ausgestaltung der Teilautonomie der khs zusammenhängt. Während einige Stimmen in der khs eine stärkere Autonomie bis zu einer eigenständigen Hochschule fordern, propagieren andere Stimmen angesichts von Querelen innerhalb der khs sowie mit der Unileitung eine stärkere Bindung der khs an die Uni Kassel „lediglich“ als Fachbereich. Aus der Diskussion um die Mittelzuweisungen der khs aus den Töpfen der Uni schließen einige khs-Mitglieder allerdings, dass eine eigenständige Hochschule möglicherweise finanziell nicht überlebensfähig sein könnte.

Autonomie bedingt Verantwortung

Die Teilautonomie der khs beschert ihr zwar mehr Rechte gegenüber einem „normalen Fachbereich“, bedingt allerdings auch mehr Verantwortung ihren Mitgliedern gegenüber. Nach Informationen, die Nordhessische.de vorliegen, gab es in der Vergangenheit Vorfälle, die beim Betrachter geneigt sein könnten, am Bewusstsein ob dieser Verantwortung zweifeln zu lassen. So sprechen khs-Mitglieder von einer Spaltung innerhalb der Hochschule, einige Studierende sehen die Instrumentalisierung ihrer Kommilitonen. Insofern ist eine Bewertung der Demonstration am 3. Februar schwierig. Teilnehmer und Redebeiträge lassen keinen klaren Schluss zu. Neben Kunststudierenden waren der AStA-Vorsitzende Oliver Schmolinski, der Uni-Präsident Rolf-Dieter Postlep, Kanzler Robert Kuhn, Referent Zimmermann sowie der khs-Professor Joel Baumann anwesend. Die Bewertung der Demonstration wird auch durch einen Eintrag am schwarzen Brett der khs erschwert. Dort wird u. a. folgendes Ergebnis als „Erfolg“ angesehen:

Es gibt noch keine definitiven Zusagen, aber auch keinen Grund anzunehmen, dass die Versprechungen nicht eingehalten werden.

Geschrieben hat dies der Wortführer des Protests auf der Demo, rückblickend auf gerade einmal „10 Tage Protest“. Diese zehn Tage wurden entweder sehr effektiv genutzt oder die Demonstranten hatten effektive Unterstützung bei ihrem Anliegen. Unbesetzte oder nur vertretungsweise besetzte Professuren gibt es an der khs jedenfalls schon länger. Möglicherweise hat ein erst kürzlich zurückliegendes Ereignis auch das Fass zum Überlaufen gebracht.

Sachdienliche Hinweise

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