Nordhessische … „Gratulation Eschwege, jetzt ist Korbach—Frankenberg dran“

„Gratulation Eschwege, jetzt ist Korbach—Frankenberg dran“

Abstract

Kassel/Eschwege (pm/rb) – Die in der Aktionsgemeinschaft Verkehr Nordhessen (AVN) kooperierenden Umwelt- und Verkehrsverbände Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC) und Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Hessen gratulieren Eschwege und dem Werra-Meißner-Kreis zur Wiederinbetriebnahme des Bahnanschlusses nach Eschwege. Die Strecke sei ein Vorbild dafür, dass der Schienenverkehr auch in ländlichen Regionen sinnvoll ausgeweitet werden kann. Die Verbände weisen in diesem Zusammenhang auf die immer noch ausstehende Reaktivierung der Bahnstrecke Korbach—Frankenberg hin.

Seit dem Fahrplanwechsel am Sonntag, 13. Dezember 2009, kann man von der Eschweger Innenstadt ohne Umsteigen nach Göttingen, Bad Hersfeld und Fulda fahren, der Umstieg in Eschwege West entfällt. „Das ist gerade für Personen mit Gepäck oder Fahrrädern ein großer Fortschritt“ stellt Volkmar Gerstein vom ADFC fest. „Wir hoffen, dass sich eine hohe Zahl von Pendlern von der B 27 auf die R 7 umgewöhnt“ ergänzt Otto Löwer vom BUND. Die Verbände gehen davon aus, dass es bei guter Annahme des Angebotes mittelfristig auch zu umsteigefreien Verbindungen über Witzenhausen nach Kassel kommen kann.

Ironie der Historie ist, dass es bis 1985 noch Schienenpersonennahverkehr direkt von Kassel über Hessisch-Lichtenau (Kassel-Waldkappeler Bahn) nach Eschwege (Kanonenbahn) gab. Das neue Angebot von Eschwege nach Kassel führt wahlweise über Eichenberg oder Bebra. Eine Reaktivierung der Waldkappeler Bahn ist allerdings auf Grund des Baus der A 44 nicht mehr möglich: Zwischen Walburg und Waldkappel unterbricht ein Damm für die Autobahn die Gleise.

Bahnstrecke Korbach—Frankenberg wichtig für Tourismus

„Jetzt hat der Werra-Meißner-Kreis eine klare Verbesserung erhalten. Nun  ist der Kreis Waldeck-Frankenberg an der Reihe!“ spielt Martin Mützel vom VCD Hessen auf die immer wieder verschleppte Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke Korbach—Frankenberg an. Auch der zunehmende Radtourismus wird laut Volkmar Gerstein von dieser Wiedereröffnung profitieren. Nur die werktags fahrenden Busse nehmen jeweils zwei Fahrräder mit, am Wochenende muss man bereits ab Frankenberg, Korbach oder Bad Wildungen in die Pedale treten. Der BUND erinnert an die mangelhafte Anbindung des Nationalparkzentrums Kellerwald-Edersee mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Es ist nicht nachvollziehbar, dass auf der anderen Ederseite betriebsbereite Schienen liegen, das Nationalparkzentrum aber nicht von dort aus erreichbar sein soll.

Frankenberg nur über RMV erreichbar

Außerdem bemängeln die Verbände damit den nicht geschlossenen Bahnverkehr im Bereich des Nordhessischen Nahverkehrs (NVV). Über die Schiene ist Frankenberg nur über einen Umweg und durch das Tarifgebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes erreichbar. Allerdings ist das Verkehren in den Übergangstarifen zwischen NVV und RMV unter Umständen kompliziert.

Klaus Schotte, Sprecher der Aktionsgemeinschaft Verkehr Nordhessen (AVN), dem die drei Verbände angehören, unterstreicht die Bedeutung des Bahnanschlusses: „Dies ist ein preisgünstiger und beispielhafter Schritt zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, und wir hoffen, dass dieses Beispiel Schule macht!“ Mit nicht einmal zwanzig Millionen Euro wurden fünf Kilometer Bahnstrecke saniert und elektrifiziert sowie zwei neue Bahnhöfe errichtet. Die Verbände bitten ihre Mitglieder und die Bevölkerung, das neue Bahnangebot nach Eschwege auszuprobieren. „Zusätzliche Fahrgäste sind ein starkes Argument für weitere Verbesserungen“, darin sind sie sich einig.