Nordhessische … Filmklasse zeigte Werke: Sie haben Berge versetzt

Filmklasse zeigte Werke: Sie haben Berge versetzt

Abstract

Kassel (rb) – Am 16. Mai fand im großen Bali eine Werkschau der Filmklasse der Kasseler Kunsthochschule statt. Unter dem Motto „Berge Versetzen“ führten die Studierenden von Prof. Yana Drouz und Prof. David Safarian ihre Filme vor, von denen viele bereits auf bedeutenden Filmfestivals gezeigt werden. Im Anschluss an die zweistündige Veranstaltung gab es Gelegenheit zur Diskussion mit den jungen Filmemachern.

Die Filmklasse der Kasseler Kunsthochschule lud am Samstag zur Werkschau in das Kino ein und viele nordhessische Filmfreunde kamen. Auf dem Fahrplan des Filmnachmittags standen dabei sowohl Spots, die die Studierenden für die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) sowie Spots für den europäischen Aidsspotwettbewerb „clip & klar europe“ gedreht haben, als auch längere Filme, unter anderem vier Dokumentationen. Ihnen allen ist die hohe filmische und handwerkliche Qualität sowie stets auch eine persönliche Note gemeinsam.

Uraufführung der Amnesty-Spots

Die zu Beginn der Veranstaltung gezeigten Werbespots für ai wurden in Kassel uraufgeführt und sollen demnächst auch in der Werbung eingesetzt werden. Einige dieser Spots spielen dabei an ungewöhnlichen Orten wie dem Bunker unter dem Kasseler Weinberg oder auf einer Schlackegrube im Ruhrgebiet. Sie alle setzen sich allerdings anschaulich und provokant mit dem Thema „Menschenrechte“ dem gemeinsamen Handeln zu ihrer Durchsetzung auseinander.

Der Regisseur in seinem Film

Die folgenden Filme waren mehr oder weniger fiktionale Werke, doch in jeder der erzählten Geschichten spiegelt sich auch der Regisseur wider. Giorgi Abashishvilis Kurzfilm „Zimmer für Sie“ zeigt zwei Frauen, eine Muslimin und eine Christin, die vorher allein im gleichen Zimmer beteten. In eben diesem Raum treffen sie plötzlich aufeinander. „Kann es sein, dass dieses kleine Zimmer größer ist als unsere Erde?“

In den Filmen „Packing“, der gerade auf Festivaltour ist, und „Murche“ von Behrooz Karamizade wird das Leben in seiner Heimat Iran sowie in Murche die Flucht seiner Familie aus dem Land geschildert. In Packing sieht man zwei Kinder mit einer Wassermelone, die sie versuchen, unter widrigen Umständen nach Hause zu bekommen: Der verpackende Sack reißt langsam auseinander und niemand auf dem Markt möchte ihnen mit einer Kiste aushelfen. Atmosphäre und Kamera versetzen dabei den Betrachter in den Orient und man merkt selbst im dunklen Kino ein wenig die Sonnenstrahlen auf der Haut.

„Lui“ von Rike Holtz ist ebenfalls ein Film, der momentan über die weltweiten Filmfestival tourt. Der Protagonist des Films, Lui, entwickelt einen sehr starken Wunsch nach einer Pelzmütze, da alle seine Freunde eine besitzen. Da seine Familie allerdings kaum Geld hat, entrückt dieser Wunsch zusehends, bis er an seinem Geburtstag doch erfüllt wird. Die Magie dieser Mütze lässt den Jungen einiges von seiner Umgebung vergessen und fesselt auch den Zuschauer. Hinter dem starken Willen steckt neben der Mütze auch Ludwig „Lui“, der Ur-Großvater der Regisseurin.

Atemberaubende Schönheit mit Witz dokumentiert

Zum Abschluss der Werkschau wurden die beiden Dokumentarfilme „Karabach Sinfonie“ von Jana Richter sowie „Der Kuss“ von Behrooz Karamizade vorgeführt. Jana Richter war in einem Staat, den es gar nicht gibt, zu Gast und hat das alltägliche Leben dort in Bergkarabach gefilmt. Wie auch in früheren Filmen gelingt es ihr, mit Geduld und Situationsverständnis atemberaubend schöne Landschaften, tiefe Einblicke in das Leben und immer auch einen Schuss Witz auf Film festzuhalten. Da dieser Film noch nicht endgültig fertig ist, lohnt sich das Warten auf den Endschnitt definitiv.

„Der Kuss“, ob es ihn nun gab oder nicht zwischen Behrooz Karamizades Großeltern, ist die Frage, der der Filmemacher nachgeht. Dabei porträtiert er gekonnt humorvoll die langjährige Beziehung zweier älterer Menschen und erlaubt den ein oder anderen intimen Blick in ihre Liebe. Nebenbei erhält man einen Einblick in das Familienleben im Iran und die dortige Vorstellung von Deutschland. Dass der Großvater seine Frau für eine junge Pflegerin verlassen würde, glaubt man dabei kaum. Dass er sie mit seinem Spiel der Augenbrauen trotzdem kriegen könnte, glaubt man allerdings umso mehr. So ein Mann muss einfach küssen können.

Bereits Nächster Termin geplant

Während einige Film an diesem Tag ihre Uraufführung hatten, dürften auch etliche Zuschauer das erste Mal mit den Werken der Kunststudierenden in Kontakt gekommen sein. Die nächste Veranstaltung dieser Art findet am 20. Juni 2009 wieder um 14 Uhr im Bali statt.