Nordhessische … „Wenn die Sonne scheint“ – Andres Lehmann im Interview

„Wenn die Sonne scheint“ – Andres Lehmann im Interview

Abstract

Kassel (rb) – Andres Lehmann ist Radiomacher, Autor, Musiker, ausgebildeter Banker und angehender Stadtplaner. Sein neuestes Buch "Andres Reisen" erschien Ende 2007, am 21. März 2009 stellt er seine erste Platte "Wenn die Sonne scheint" vor.

Wir trafen Lehmann in der Kasseler Zentralmensa, um mit ihm über alles zu sprechen – außer sein Privatleben und die neue EP – wie der bekennende Humorist zu Beginn des Interviews klarstellt.

 

Über den Menschen Andres Lehmann

Nordhessische.de: Hallo Andres, wie bist du auf diesen Treffpunkt gekommen?

Andres Lehmann: Ich bin jemand, der gerne isst, insofern passt hier die Grundkonstellation perfekt: Erst Essen, dann Fragen beantworten.

Welche Bedeutung hat für dich, dein Leben, deinen Alltag, die(se) Mensa?

Ich studiere nun schon seit einigen Jahren in Kassel und speise in der Mensa oft mit Freunden. Dabei wurde manch philosophisches Gespräch geführt. Man kommt ja bereits bei der Auswahl zwischen Menü 1 bis 4 ins Grübeln. Die Mensa ist der Treffpunkt an der Uni und natürlich auch ein Ort der Inspiration, man erhält dort einige Denkanstöße. Aber ich habe viel Zeit in Hörsälen und viel Zeit in der Mensa verbracht – wenn ich so nachdenke, mehr Zeit in der Mensa als in Hörsälen.

Du kommst aus Lübeck: Magst du Marzipan?

Sehr gerne! Ich habe immer einen Grundvorrat zu Hause und wenn ich gut gelaunt bin, biete ich auch Gästen etwas davon an. Ich bin ein großer Freund des Lübecker Marzipans, denn das stellt die kulinarische Verbindung zu meiner Heimatstadt her.

Wie kommt man als Lübecker nach Nordhessen?

A1 und dann A7.

Gibt es Dinge in Nordhessen, die dir immer fremd bleiben werden?

Ich bin ja in Nordhessen großgeworden und habe dabei vieles schätzen gelernt. Ich habe mir allerdings nicht den nordhessischen Dialekt „draufgezogen“, damit bin ich nicht so warmgeworden. Auffällig ist hier vielleicht noch, dass auf größeren Bergen nackte Männer stehen, die ins Tal schauen.

Hätte es mit dir als Banker (und bei diesem Nachnamen) die Finanzkrise gegeben?

Zumindest habe ich zu meiner Ausbildungszeit versucht, die Kunden stets ehrlich zu beraten. Aus meiner Sicht zeigt die Krise, dass das bisherige System nicht rund läuft. Ich glaube nicht, dass aus der Krise die richtigen Schlüsse gezogen werden, es wird immer weiter gezockt.

Die Lehman-Brüder kommen ja aus Deutschland und vielleicht ist bei der Überfahrt ein N ins Meer gefallen, das nur am Rande.

Über den Entertainer Andres Lehmann

Mangels eigener persönlicher Erfahrung habe ich eine Frage an dich: Wie fühlt es sich an, wenn man die eigene CD – oder das eigene Buch – das erste Mal in den Händen hält?

Das ist ein sehr schönes Gefühl, schließlich hält man dann das eigene Produkt in den Händen. Aber natürlich bin ich dann auch allen dankbar, die mich maßgeblich unterstützt haben. Bei den Büchern waren das beispielsweise Freunde, die das Buch redigiert haben, dann die Erstellung des Layouts und natürlich die Unterstützung des Verlags.

Bei der CD gab es ebenfalls wichtige Unterstützer: Mein Cousin spielt Schlagzeug, Bass und E-Gitarre. Und da wäre noch der Produzent, der sich mit uns eine halbe Woche im Studio eingeschlossen hat.

Mit „mindestens vier Büchern auf dem regulären Buchmarkt“ gelten Autoren als relevant genug für einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Du hast jetzt bereits zwei Bücher geschrieben. Strebst du deinen eigenen Wikipedia-Eintrag an?

Ich werde auf jeden Fall weitere Texte veröffentlichen. Mit den ersten Büchern habe ich das ausprobiert und ich bin mir sicher, die Marke von vier Werken zu knacken. Momentan habe ich die Eroberung des Musikmarkts im Visier, da hat die CD natürlich Priorität. Aber ich habe mir schon Gedanken gemacht, was als nächstes auf mich und dann auf die Leser zukommt.

Planst du zum Beispiel ein Buch über die Aufnahme der EP?

Ich könnte einen Roman über die Erlebnisse im Studio schreiben. Wir haben viel geschwitzt, aber auch viel gelacht. Aber ich bin mir nicht sicher, ob Studiobanalitäten fürs Publikum geeignet sind. In diesem Fall überlasse ich das Schreiben den Musikjournalisten, die dann analysieren, warum Sie Ihn nicht anruft oder warum die Sonne scheint, ich beziehe mich hier auf zwei Songs der EP.

Aber ich könnte über meine bisherigen Erfahrungen im „Musikbusiness“ schreiben. Ich habe mal mit der Ukulele in Travemünde an der Promenade gestanden und gespielt und es war interessant, dass Leute stehen geblieben sind und nach einmaligen Hören des Refrains sogleich lauthals mitgesungen haben. Ich wusste allerdings mit dem Lohn zweier junger Damen nichts anzufangen: Den Tampon, den sie in den Hut legten, konnte ich jedenfalls nicht verwerten. Von den Münzen aber gönnte ich mir ein Eis.

Auf deiner Internetseite www.andreslehmann.de gibt es „Die Andres Lehmann Show“. Wie ist eigentlich die Idee für diese Late-Night-Show entstanden?

Natürlich gibt es Vorbilder wie Letterman, Leno oder auch Harald Schmidt. Da war es nur folgerichtig, dass ich als pointierender Radiomoderator auch eine Late-Night-Show habe.

Es handelt sich ja um eine Late-Night-Show: Zu welcher Nachtzeit entstehen die Folgen?

Es macht mir große Freude, das Studio an- und umzubauen und es wird ständig erweitert, und ich gebe zu: Am Studio werkele ich meistens später am Abend. Es weist momentan übrigens gewisse Ähnlichkeiten mit dem Harald Schmidt-Studio aus Kuschelsenderzeiten auf.

Der Studiobau dauert am Längsten, danach mache ich mir Gedanken, welche Pointen man reißen kann. Nachdem ich die Fotos erstellt habe schreibe ich abschließend die Texte.

Du benutzt LEGO-Figuren zur Darstellung der Show, warum kein Playmobil?

Ich bin niemand, der bloß andere große Leute kopieren würde, ohne sich was eigenes einfallen zu lassen. Playmobil finde ich langweilig, das kann jeder. Playmobil ist für Kinder, LEGO für Erwachsene.

Über die EP „Wenn die Sonne scheint“

Hat die Welt auf „Wenn die Sonne scheint gewartet“?

Ja, hat sie, weil wir uns gerade in stürmischen Zeiten nach Sonne sehnen.

Wie ist bislang die Medienresonanz auf die Ankündigung?

Ich habe mit der EP natürlich lange hinterm Berg gehalten, damit ein verfrühter Hype unsere Arbeit nicht beeinträchtigt. Mittlerweile gab es schon einige Anfragen seitens der Medien zur Platte. Als Unterhalter hoffe ich, dass die sechs Lieder den Menschen Freude bereiten.

Wovon handeln die Stücke auf der EP?

Von Sonne und Liebe. Wir haben uns im Sommer hingesetzt und eine Vorauswahl getroffen. Dabei ist uns aufgefallen, dass viele Lieder über die Sonne, Liebesleid, aber auch Liebesglück handeln. Die Idee für eine konzeptionelle EP war geboren. Sie soll beim Hörer das Gefühl wecken, man liegt am Strand und schaut aufs weite Meer hinaus.

Ist die Ukulele von deinen Auftritten in der Kasseler Komödie dabei?

Natürlich ist sie dabei, schließlich kann man auch mit einem kleinen Instrument große Gefühle ausdrücken. Wir haben die Ukulele akustisch und mit Verstärker aufgenommen, wobei ein ganz eigener Sound entstanden ist, wie man zum Beispiel beim Titel „Sonnenschein“ hören kann. Aber es gab auch einen Song mit einem rockigen E-Gitarren-Solo („Sie ruft mich nicht mehr an“) und bei „In all den Stunden“ sitze ich bedächtig am weißen Flügel.

Wie hast du dir die Arbeit im Tonstudio zur Aufnahme deiner ersten EP vorgestellt und wie wurde diese Erwartung erfüllt?

Ich war fasziniert. Der Produzent, mein Cousin und ich waren sehr motiviert und konzentriert und haben einen Titel erst abgesegnet, wenn wir vollends zufrieden waren. Zwei Stücke haben wir im Studio sogar weiterentwickelt. Die Arbeit war zwar sehr anstrengend, hat aber auch Spaß gemacht. Im Studio scheint zwar nicht die Sonne, aber in unseren Herzen, was man dem Endprodukt hoffentlich anhört. Die EP spiegelt die Texte wieder, von pointiert bis poetisch. Die Arbeit im Studio hat mich auch regelrecht angespornt, ich denke, ich habe noch nie so gut gesungen wie bei der Aufnahme. Aber es gibt natürlich noch Platz nach oben. Ich bin ja bescheiden, daher ist die erste EP für Europa, danach will ich den amerikanischen Musikmarkt erobern.

Und wie kann sich der Leser Andres Lehmann im Tonstudio vorstellen?

Sehr konzentriert, sehr zielstrebig, aber immer auch einen lockeren Spruch auf den Lippen – und offen für Vorschläge der anderen Protagonisten, mit denen ich mich stets vor der Aufnahme abgesprochen habe. Das Tonstudio ist keine Bühne, auf der man sich präsentieren kann, sondern ein Arbeitsraum, in dem getüftelt und geschuftet wird.

Am 21. März 2009 stellst du deine EP „Wenn die Sonne scheint“ in den Kasseler Nachthallen offiziell vor. Was erwartet uns dort ab 23 Uhr?

Ein Feuerwerk, bei dem wir die Titel der EP mit der Studioband vorstellen. Die Combo besteht aus einem Bassisten, meinem Cousin am Schlagzeug und dem Starproduzenten an der E-Gitarre. Wir spielen Klassiker, natürlich alle Titel der EP und auch neue Titel, die ich nach den Hamburger Studioaufnahmen geschrieben habe. Es gibt also viel Liedgut und wir spielen solange, bis der letzte genug hat. Keine Zugabe kann nur der erwarten, der uns vor Beendigung des Konzertes von der Bühne zerrt. Wir freuen uns riesig, ein Produkt, an dem wir so lange gearbeitet haben, vorzustellen.

Unsere erste Erwägung für die Release-Party war übrigens der Kasseler Königsplatz, aber er stellte sich für eine Party dieser Größenordnung als zu klein heraus. Wobei er gut gepasst hätte: Die EP ist auch eine runde Sache. Ich bin gespannt, wie die Bevölkerung die Show aufnimmt – nun also in den Nachthallen.

Haben sich bei der Wahl der Location die Grundtechniken als Stadtplaner ausgezahlt?

Definitiv, architektonisch ist der Schuppen eine Meisterleistung. Wir werden uns übrigens langsam vorarbeiten: Erst das Live-Bistro in den Kasseler Nachthallen, dann der Central Park in New York.

Abschließend

… habe ich eine letzte Frage: Der Sommer 2009 wird sonnig, weil/wegen …

[Andres Lehmann denkt angestrengt nach, nach einiger Zeit nimmt er eine Denkerpose ein. Die Antwort will wohl überlegt sein.]

Der Sommer 2009 wird sonnig, weil auch nach einem langen Winter meistens die Sonnenjahreszeit kommt, zumindest gebe ich die Hoffnung nach diesen kalten Monaten nicht auf.

Und vielleicht trägt die EP ein wenig zur guten Laune bei! Der Sommer kommt also bestimmt und ist für mich immer auch eine Inspiration. So werde ich sicherlich viele neue Lieder komponieren. Abschließend darf ich „Wenn die Sonne scheint“ zitieren:

„Wenn die Sonne scheint, geht’s mir gut.“

Andres, ich bedanke mich für das Interview.


Andres Radio

Andres Lehmanns Radiosendung „Andres Radio“ kommt mittwochs um 22 Uhr im Freien Radio Kassel auf 105,8 MHz (Antenne) und 97,8 MHz (Kabel).