Nordhessische … Bunker-Ästhetik – Nachbetrachtung einer Ausstellung

Bunker-Ästhetik – Nachbetrachtung einer Ausstellung

Abstract

Unter dem Titel »Bunker-Ästhetik« ist nun die Nachbetrachtung einer Ausstellung erschienen, die im vergangenen Herbst in Bad Wildungen stattgefunden hat – laut Buch selbst „eine Stadt mit hoher Bunkerdichte“. Jemand, der die Ausstellung nicht kennt, würde beim Titel »Bunker-Ästhetik« freilich ein anderes Buch erwarten. Dass das Werk dem Titel auch im Auge des „Laien“ gerecht wird, zeigen viele Abbildungen der Künstler.

Bereits die Einleitung des Buches von Harald Kimpel bringt die städtebauliche Problematik von Bunkern für nachfolgende Generationen auf den Punkt: Diese Bauwerke wurden geschaffen, um einen Krieg unbeschadet zu überstehen – und häufig stehen sie noch immer, Jahrzehnte nach Ende des Krieges, für den sie gebaut worden sind.

Künstlerischer Zugang zum Thema „Bunker“

Die Künstler, deren Werke aus der Ausstellung in dem Buch dokumentiert werden, haben alle ganz unterschiedliche Wege gefunden, sich mit dem Thema „Bunker“ auseinanderzusetzen: Fast schon spielerisch wie Hüseyin Alptekins „Small Brother“, dokumentatorisch z. B. in Form der reichhaltigen Fotos vom Westwall, plastisch, malerisch oder analytisch aus der Architektur heraus. Joachim Bandau stellt fest, dass es sich bei vielen Bunkerbauwerken um „funktionale Betonskulpturen, teilweise reine Bauhausarchitektur“ handelt. Ein weiterer Zugang, den einige Künstler gewählt haben, nähert sich satirisch der Thematik.

Joachim Bandaus Bild „Bunkersiedlung“ – obwohl aus dem Jahr 1978 – weckt dabei leichte Assoziationen an die Gestaltung des Berliner Holocaust-Mahnmals, was auf den ersten Blick überrascht. Die Dokumentation innerstädtischer Bunker zeigt außerdem häufig groteske Ansichten, da viele dieser Bauten zur Tarnung hausähnlich daher kommen. Beispiele finden sich im Buch (Seite 17 ff. 32 ff.), aber beispielsweise auch in Kassel in der Agathofstraße.

Gebäude des Krieges in friedlicher Nachnutzung

Da – wie im Buch gut dargelegt wird – Bunker haltbar sein sollen, sie darüber hinaus häufig zur Tarnung ins Stadtbild eingepasst werden, liegt es Nahe, diese auch weiterhin, allerdings friedlich zu nutzen, was ebenfalls dokumentiert wird. Die Verteidigungsanlagen in der Normandie aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges hingegen fügen sich in die Küstenlandschaft ein, Bilder, denen ein weiterer Schwerpunkt des Buches über Bunkerästhetik gewidmet ist.

Erschienen im Marburger Jonas Verlag

Wer sich weitergehend mit der Thematik „Bunker“ und „Ästhetik“ beschäftigen möchte, wird wohl um das Werk „Bunker-Archäologie“ von Paul Virilio, München/Wien 1992, kaum herumkommen, da seine Literatur oft zitiert wird und einige der Künstler inspiriert hat.

„Bunker-Ästhetik“ von Harald Kimpel (Herausgeber; ISBN 978-3-89445-426-5) ist im Marburger Jonas Verlag erschienen und kostet 10 Euro.

Robert Bienert